Tobias Sammelsurium der Woche #03/2024
Die Deutschen haben es ja gerne, wenn Dinge so bleiben, wie sie waren. Denn schließlich wären sie auch heute noch gut, wenn man sie einfach in Ruhe gelassen hätte.
Manchmal mögen die Deutschen es aber auch nicht, wenn Dinge so sind, wie sie sind oder mal waren. Dann sprechen sie gerne von Krise. Weil die Krise so fundamental zum Selbstverständnis der Menschen zwischen Flensburg und Oberammergau gehört, bilden sie auch gerne einen Krisenstab. Schon als die BRD nur aus Westdeutschland bestand, war das so. Der damalige Oppositionsführer Franz Josef Strauß von der CSU warf dem damaligen SPD-Kanzler Helmut Schmidt in einer Sternstunde des Bundestags vor, er verwende das Wort Crisis Management mit geradezu rhetorischer Wollust.
Diese Woche war und ist es in großen Teilen des Landes sehr winterlich. Das ist sehr gut, denn so war es auch früher. Gleichzeitig ist das sehr schlecht, denn vielleicht fährt der Bus nicht wie geplant oder eine Autofahrt braucht länger. Vor allem aber muss entschieden werden, ob die Schulen ihren Lehrbetrieb aufrecht erhalten können. Dazu tagt dann gern ein Krisenstab und betreibt Crisis Management.
Wenn im Anschluss Nix passiert, regen sich alle auf, dass man die Krise zu managen versucht hat. Passiert doch etwas, fragen sich alle, warum das nicht schon vorher besser gemanagt wurde. Wie man es macht, macht man es falsch. Manche meinen, so entstünden Vertrauenskrisen.
Das Wort Krísis kommt aus dem Griechischen und bedeutet entscheidende Wendung. Ob Schnee und Eis entscheidende Wendungen sind, weiß ich nicht.
Für mich war eine entscheidende Wendung, als ich feststellte, dass meine Schneeschuhe im Kofferraum verschüttet gelagert waren und ich so völlig spontan mit K1 und K2 rodeln gehen konnte – das war astreines Crisis Management.
»Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.« meinte Max Frisch. Wahrscheinlich hatte er Recht.
Dir ein beigeschmackfreies Wochenende
T.
Post der Woche
Fünf fürs Wochenende
CUPOTY
Wer oder was ist denn dieser CUPOTY? Es handelt sich um den Close Up Photography of the Year Award und wie der Name schon verrät, geht es um Szenen, die mit sehr wenig Abstand aufgenommen wurden. Viele Bilder sind spektakulär und schön anzusehen, aber das absolute Highlight ist das Gewinnerbild in der Kategorie Insekten: Eine Gruppe von Ameisen, die gleichzeitig ihre Säure in die Luft spritzen. Das ist es wohl, was Fotografen einen Lucky Shot nennen.
» Nicht deine Schnappschüsse
Programmierte Kreativität
Etienne Jacob ist ein französischer Programmierer und er beschäftigt sich mit Animationen, die er per Code erzeugt. Klingt nüchtern-langweilig, ist allerdings wunderschön anzusehen. Immer in schwarz-weiß, immer als GIF generiert und nie größer als 5 MB, das sind seine Rahmenbedingungen. Ein Klick auf jede Animation führt zur nächsten. Sehr sehenswert!
» You spin my head right round
Wat, Wärmepumpe?
Es erscheint ja etwas absurd, dass bei Minusgraden eine Wärmepumpe aus der kalten Winterluft, warme Heizungsluft erzeugen soll. Und was haben überhaupt Wärmepumpen mit einem Kühlschrank zu tun? Wer, wie was, wieso, weshalb, warum – wer nicht fragt bleibt dumm. Also hat der Guardian das mal in einer schönen Animation erklärt und aufgezeichnet.
» Pump it up!
Tanz auf dem Vulkan
Im Alltag mag es uns nicht bewusst sein, aber wir leben über brodelnder Lava. Wenn die Erde sich öffnet und ihr heißes Inneres ausspuckt, sieht das immer wieder spektakulär aus. In den Breitengraden Kontinentaleuropas kommen wir, glücklicherweise, eher selten dazu, dieses Phänomen zu beobachten. Auf Island geht das sehr gut. Wer erinnert sich nicht an den Eyjafjallajökull, der 2010 den Flugverkehr lahmlegte? Isak Finnbogason jedenfalls ist Isländer und nutzt die Chance, fast vor seiner Haustür Vulkanausbrüche per Drohne zu filmen. Sich das aus der Ferne anzugucken lohnt sich.
» It's gettin' hot out there
Emoji-Küche
Manchmal fehlt das passende Wort. Wie gut, dass die Welt der Emojis prall gefüllt ist und zur Hilfe kommt. Die meisten von ihnen verwendet man eher selten bis nie. Trotzdem bleiben vielleicht kommunikative Situationen ungelöst, weil man keinen Wütender-Panda-Emoji zur Hand hat. Hier kommt emojikitchen.dev ins Spiel. Auf dieser Seite kann man aus zwei Standard-Emojis ein neues generieren, das man anschließend als Bild runterladen kann.
» The missing 🧩
Gedanke der Woche
»Sagen, was man denkt. Und vorher was gedacht haben.«
Harry Rowohlt
Bild der Woche
Frage der Woche
Was muss raus?