Tobias Sammelsurium der Woche #18/2022

Guten Morgen {{first_name}},

war Barbara Streisand jemals auf Sylt und summte am Strand von Keitum Memories, Light the corners of my mind? Ich weiß es nicht.

Die Tourismusverantwortlichen im letzten deutschen Biosphärenreservat für bourgeoise Champagnerdrosseln müssen ziemlich knülle gewesen sein, als sie per Bild-Zeitung vor einem Sturm des Pöbels auf den Hindenburgdamm warnten. Der Grund warum urplötzlich das Festlandgesocks die Insel wie eine biblische Heuschreckenplage überfallen könnte war schnell ausgemacht: das bundesweite 9 € Ticket für den Nahverkehr.

Die Vorstellung eine Welle von Tagestouristen in Form von fränkischen Kegelclubs, Hamburger Autonomen und Gelsenkirchener Schlachtenbummlern könnten die neue Reisefreiheit nutzen und damit die Insel lahmlegen trieb den Fachleuten den Angstschweiß auf die Stirn. Ein Alptraum mitten in der Hochsaison.

Doof nur, dass die Gefürchteten daran, bis die Tourismuszentrale ihre Sorge in die Welt posaunte, gar nicht gedacht hatten. Seitdem jedoch wird Twitter zum Reisezentrum.

Was aber hat das mit Barbara Streisand zu tun? Nun, sie ging im Jahr 2003 juristisch gegen einen Fotografen vor, der Erosionen an der kalifornischen Küste vom Helikopter aus dokumentierte. Auf den veröffentlichten Bildern war, was niemand wusste, auch ihr Anwesen zu sehen. Nur durch die von ihr angestrengte Schadensersatzklage kam ihr Wohnort in die Öffentlichkeit und die Privatsphäre war futsch. Der Streisand-Effekt war geboren.

Wahrscheinlich hatte kein Mensch vor wegen des 9 € Tickets quer durch die Republik nach Sylt zu fahren. Jetzt schon. Manchmal ist schweigen eben doch gold. "If we had the chance to do it all again. Tell me, would we?" trällert die Streisand. Die Frage stellt man sich jetzt auf Sylt wahrscheinlich auch.

Dir ein durchdachtes Wochenende!

T.

Gezwitscher der Woche

Fünf fürs Wochenende

Verständnislos

Der offene Brief an Bundeskanzler Scholz, den Intellektuelle unter Anführung von Alice Schwarzer veröffentlicht haben, hat mich sprachlos gemacht. Da fordert man vom deutschen Schreibtisch aus, die Ukraine möge doch bitte, um des lieben Friedens willen, einen Kompromiss eingehen. Ist das auch ein Tipp, den man beispielsweise Vergewaltigten geben sollte? Wie entrückt muss man sein um solch eine Täter-Opfer-Umkehr zu denken? Wie würde Europa heute aussehen, wäre man so mit dem dritten Reich umgegangen? Krieg ist scheiße. Den Kopf ausschalten auch. Ich empfehle die Entgegnung auf den Brief von Wolfgang Müller.

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Lebenserfahren

Kevin Kelly ist Autor und Gründer des Wired Magazins. Jetzt hat er seinen 70 Jahre Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass hat er 103 Ratschläge veröffentlicht, die er gerne früher gewusst hätte. Kluge Sache.

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Übersetzt

Das Internet ist voll mit tollen Sachen, doch die sind nicht alle sind in einer Sprache geschrieben, die man selbst versteht. Seit Jahren nutze ich in diesen Fällen Deepl als Übersetzer. Kann gut sein, dass du die Seite schon längst kennst. Ich bin immer noch erstaunt wie schnell dort Texte, häufig komplett fehlerfrei, kostenlos übersetzt werden. Probiere es aus:

活着是多么美好的时光。

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Geld!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Über die Kolumne "Die Wahrheit" von Arno Frank in der taz habe ich sehr gelacht. Kinder sind so herrlich pragmatisch – vor allem wenn sie etwas wollen.

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The Simpsons x Balenciaga

Die Simpsons sind seit über 30 Jahren mit die scharfsinnigsten und humorvollsten Begleiter der Gegenwart. Nur wer sie noch nie gesehen hat, kann sie als alberne Cartoonserie abtun. Der beißende Spott, die genaue Beobachtung gesellschaftlicher Trends und unfassbar vielen zutreffenden Prognosen, wie die schon 2001 ausgestrahlte Vorhersage Trump würde Präsident, machen sie zum Kult. Im Oktober letzten Jahres haben sie mit der Haute Couture Marke Balenciaga eine Sonderfolge zur Kollektion Frühling/Sommer 2022 veröffentlicht. Großartig!

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Gedanke der Woche

"Meinungen sind ja auch flüchtige Scheiße" – Sibylle Berg

Bild der Woche

Für die Tonne.

Frage der Woche

Was hältst du für wahr ohne es beweisen zu können?

Buch der Woche

In den letzten Jahren habe ich wenig Literatur gelesen. Wenn überhaupt waren es meist Kurzgeschichten. Mit Vom Ende der Einsamkeit von Benedict Wells liegt gerade der dritte Roman in Folge auf meinem Nachttisch. Diese Woche bin ich darin kaum weiter gekommen und doch haben mich die klare Sprache, die feinen Beobachtungen und die vielschichtigen Charaktere schnell in den Bann gezogen. Auf dem Umschlag steht: "Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist. Und vor allem: eine große Liebesgeschichte". Ich freue mich jetzt schon auf das Weiterlesen am Wochenende.

ISBN: 3257244444 | Kauf’ lokal oder inhabergeführt! | Jetzt bei Stories Hamburg bestellen.

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