Tobias Sammelsurium der Woche #27/2025
seit 1840 reisen die britischen Monarch*innen mit ihrem eigenen Zug, dem Royal Train, durch das Inselreich, das ihnen Untertan ist. Doch damit ist bald Schluss. 2027, so hat es König Charles verfügt, endet diese Ära.
Umgekehrte Wagenreihung, kurzfristige Gleisänderung, Zugteilung in Hamm und vor allem Verspätungen jeglicher Art kennt der königliche Choo Choo Train nicht. Stell dir vor, dein Zug würde nur für dich fahren, und wäre nie unpünktlich. Ein Traum!
Neben der Zuverlässigkeit ist auch die Ausstattung ganz kommod. Nicht zuletzt soll es eine königliche Wanne für das morgendliche Bad geben. Gegen 7:30 Uhr morgens ordnet der Zugchef besonders sanfte Fahrt an, damit das Staatsoberhaupt nicht bloß in einer Pfütze sitzt. – Loriot-Freunde denken hierbei an die Kurve von Holzhausen.
Wenn aber doch alles so angenehm beschaulich ist, warum will seine königliche Hoheit darauf verzichten? Es ist wie so häufig: das liebe Geld. James Chalmer, seines Zeichens »Keeper of the Privy Purs«, was man mit »Hüter der geheimen Schatzkammern« übersetzen kann, sagte: »Wenn wir uns vorwärts bewegen, dürfen wir nicht an die Vergangenheit gebunden sein«. Dieser Satz lässt staunen, denn vorwärts bewegt hat sich der Zug doch die ganze Zeit. Wahrscheinlich war er dabei aber zu langsam, zu teuer; vom Vorbereitungsaufwand einer Reise ganz zu schweigen. Die Ökonomisierung der Welt macht auch vor den Hochwohlgeborenen nicht halt.
Es ist anzunehmen, dass der König ein Dashboard an seinem Schreibtisch hat, auf dem er täglich die Key Performance Indicators seiner Besitztümer ablesen kann, und da war der Zug nun mal ein Low Performer.
Vielleicht hätte der König, damals noch Prinz, zu Lebzeiten sein deutsches Pendant, König Karl Lagerfeld, befragen sollen. Der wusste nämlich: »Man muss das Geld zum Fenster hinauswerfen, damit es zur Tür wieder reinkommt.«
Der Sparzwang ist jedenfalls bedenklich, denn wenn die ehemals royale Yacht Britannia und der königliche Zug in den ewigen Jagdgründen verschwunden sind, droht dann nicht auch die ökonomische Sinnlosigkeit der gesamten Monarchie in den Blick zu rücken?
Anstatt also freudlos über das Sparen nachzudenken, sollten wir alle vielleicht einfach mal wieder über Größenwahnsinn und die Frage »How to spend it?« nachdenken. In Deutschland könnten wir ja mal in Züge investieren.
Dir einen verschwenderischen Sonntag!
T.
Post der Woche

Fünf fürs Wochenende
Ich glaub, 'n Mann
Oh, dieser Text ist ein guter Schuss Kerosin in das Feuer der Unterschiede zwischen Männern und Frauen. 100 Fragen zum Zustand der Welt, auf die die Antwort lautet: »Ich glaub, 'n Mann«. Ist das polemisch, unfair und trotzdem fast immer richtig? Ja. Wie ein Verkehrsunfall sind auch die Kommentare unten drunter; es fällt schwer wegzusehen. Wer sollte das also lesen?
» Ich glaub, 'n Mensch mit Humor
Farbexperiment
Hier kommt mal wieder ein kleines Internet-Spiel, das Suchtpotenzial hat. Es gilt eine beschriebene Farbe, beispielsweise Kermit-Grün, über ein Fadenkreuz auszuwählen. Ist ganz schön tricky. Damit's noch ein bisschen schwieriger wird, gibt's auch nur drei Versuche.
» Alles so schön bunt hier
Digital-Methadon
Die jährliche Präsentation der neuesten Top-Modelle von Apple, Samsung und all der anderen digitalen Heroinhändlern ist das Hochamt der Smartphonesüchtigen. Im Rahmen eines Kunstprojekts ist das Methaphone entstanden. Eine Mischung aus Telefon und Methadon. Es soll den physischen Entzug beim digitalen Entgiften unterstützen. Cleveres Konzept. Leider ist es gerade ausverkauft. Dann müssen wir halt noch ein bisschen süchtig bleiben.
» Free your hand and your mind will follow
Gleiches Spiel – ungleiche Leistung
Männer und Frauen spielen nach den gleichen Regeln Fußball und auch die Rahmenbedingungen wie Feld-, Tor- und Ballgröße sind identisch. Dabei sind Frauen im Schnitt nur 1,70 Meter groß, statt 1,90 Meter bei Männern. So Frauen leisten auf dem Feld physisch mehr als Männer. Aber wie viel mehr eigentlich? Passend zur Frauenfußball-EM haben norwegische Forscher den Unterschied errechnet und das Schweizer Fernsehen hat eine Polo-Platz gefunden, der groß genug ist, um Männer in einem Experiment so Fußball spielen zu lassen, wie es sich für Frauen anfühlt.
» Gleich ist eben nicht immer gleich
Dessert-Parade
Asketen und Zuckervemeidende im Besonderen sollten den folgenden Link nicht anklicken. Es handelt sich um eine Aufstellung der 100 beliebtesten Süßspeisen der Welt, zumindest wenn es nach der eh ganz fürchterlichen Website Taste Atlas geht. In dieser Auflistung reihen sich Ekel, Widerwillen und völliges Unverständnis für diese kaum genießbaren Kreationen aneinander. Frecherweise gibt's auch noch die Rezepte dazu.
» Ungenießbar
Damals geschrieben
#27/2024: Gott. Der Anruf.
#27/2023: Das Licht. Die Führung.
Gedanke der Woche
»Der Regen von morgen macht mich heute nicht nass.«
Buddhistische Weisheit
Bild der Woche

Frage der Woche
Welche Eigenschaft möchtest du nie verlieren?
Die geheime Durchhaltsache
Der Versuch 2025, statt eines großen Vorsatzes, eine kleine Sache jeden Tag zu machen.
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