Tobias Sammelsurium der Woche #49/2023

Es gibt Jahre, die muss man nur erwähnen und schon haben alle ein Bild im Kopf. 2001? 11. September! 2006? Sommermärchen! 2020? Corona! 2023? Vielleicht: Schlechte Laune?

Seit die neueste Pisa-Studie bestätigt hat, dass 7 x 8 zukünftig eher 43 wird, die Bahn nur noch mit Ach und Krach jeden zweiten Zug in Schlagweite des Fahrplans auf die Schiene bringt, das Verfassungsgericht den Haushalt kassiert, die Bundesregierung unkoordiniert rudert, die Konsumlaune im Keller ist, rechte und linke Schwurbler die gesellschaftlichen Themen dominieren und der Ausblick auf 2024 auch nicht rosig scheint, geht ein Geist um in Deutschland. Der Geist der schlechten Laune. Früher, als alles besser war, hatten wir kaum Sorgen. Heute ist sehr schwierig.

Meistens würde ich mir selbst gute Laune attestieren, aber manchmal eben auch nicht. Dann möchte ich unter einem Stein leben und von allen in Ruhe gelassen werden. Als ich diese Woche einen akuten Anfall schlechter Laune hatte, habe ich die KI Midjourney gebeten, mein Leben unter dem Stein zu imaginieren. Das kam dabei raus:

Die Vorstellung meiner Höhle der schlechten Laune macht mir direkt wieder gute Laune. Warum ich darin allerdings ein Corgy-Ferkel bin, wird wohl das Geheimnis höherer Cloud-Mächte bleiben.

Der Lyriker Erich Fried sagte einst: »Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt.« Vielleicht haben wir kollektiv zu lange gewollt, dass es bleibt, wie es ist.

Aktuell ist es fast durchgängig kalt und dunkel. Genau der richtige Zeitpunkt also, dass wir mal in unsere Höhlen gehen und uns überlegen, wie wir die Welt da draußen wieder zu einem zuversichtlichen Ort machen könnten. Zum Anfang etwas kleines. Vielleicht mal erst 'ne Suppe kochen für die Nachbarin. Oder jemandem ein Buch vorlesen. Und dann gute Ideen haben. Und die dann umsetzen. Das könnte der Anfang von etwas Großem sein. Es hört halt eben nie auf, dass man sich etwas ausdenken muss.

Dir ein wohlgelauntes Wochenende!
T.

P.S. »All I want for Christmas is youhuuuu«, hängt dir bereits zum Hals raus? Ob Chris Rea schon nach Hause fährt, ist dir völlig wumpe und wer wem letztes Weihnachten sein Herz geschenkt hat, geht dir am Allerwertesten vorbei? Dann ist mal wieder Zeit für die beste Weihnachtsplatte aller Zeiten: A very chilly Christmas von Chili Gonzales.

Post der Woche

‌‌‌‌‌Fünf fürs Wochenende

What is the single insight that most changed your life?

In den USA ist ja bekanntlich alles größer, auch die Fragen. Dieser Link hier dümpelt seit längerem in meiner Liste potentieller Sammelsuriumgeschichten rum. Der erste Post unter der Frage aus der Überschrift, gepostet von Jay Bazzinotti auf der Frageseite quora.com, klingt cheesy. Vielleicht ist er ausgedacht. Ich halte seine Antwort auch nicht für die lebensveränderndste Erkenntnis. Aber: Nach 20 Jahren auf den Fluren deutscher Mittelständler und Konzerne würde ich sagen, in Bezug auf die Karriere hat er Recht. Womit? Das steht in seinem Text.
» Kopf hoch!

Fühlbilder

Man kann sich vergucken, aber nicht verfühlen. Bei Fotos, die man förmlich tasten kann, ist es also kein Versehen, wenn es in den Fingerspitzen kribbelt. Der Fotograf Ben Simon Rehn hat die Texturen Islands und Grönlands fotografiert. Wer die beim Ansehen nicht spürt, sollte dringend mal beim Neurologen vorsprechen, ob mit den Fingerkuppen noch alles in Ordnung ist.
» Can't touch this

Artefakte des Internets

Die Website Neal.fun kam hier schon das eine oder andere Mal vor. Jetzt hat Neal Artefakte der Internet-Geschichte im Stil eines antiken Museums zusammengetragen. Dort kommt man an der ersten Spam-Mail, dem ersten Smiley und an vielen anderen Netzgeschichten vorbei. Wer sich an das Yahoo! der späten 1990er erinnern kann, für den ist das Internet auf jeden Fall kein Neuland mehr.
» Bin ich schon drin?

Es werde Algen-Licht

Algen, sind das nicht diese widerlich-glitschigen Unterwasserpflanzen die es schlimmstenfalls beim Betreten des Meeres zu durchqueren gilt? Auch. Ja. Aber Algen sind auch unfassbar wichtige Bestandteile des Ökosystems und können winzig klein sein. Was sie auch können, ist tip-top Lightshows produzieren. Gut, das machen sie nicht von allein, aber mit ein bisschen externer Motivation ist das Ergebnis sehr sehenswert.
» Alge an, Alge aus

»Nobody goes there anymore. It's too crowded.«

Das Bonmot von den Orten, an die niemand mehr fährt, weil es dort zu überfüllt sei, wird dem Baseballspieler Yogi Berra zugeschrieben. Ihm war ein gehyptes Restaurant den Besuch nicht mehr wert. Die Website Fodor's Travel hat jetzt eine Warnliste für Orte veröffentlicht, die aktuell ähnliches Schicksal erleiden. Overtourism ist mancherorts eben Realität. Dieser Artikel erleichtert also die Reiseplanung 2024.
» Da wollte ich eh noch nie hin

Gedanke der Woche

»Die wahre Lebenskunst besteht darin im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen.«
Pearl S. Buck

Bild der Woche‌‌‌‌

Frage der Woche

Was müsstest du endlich mal beichten?

1 Wochenrückblick in 1 GIF‌‌‌‌‌‌

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