Tobias Sammelsurium der Woche #17/2024

Der Philologenverband NRW, die Gewerkschaft Interessenvertretung der verbeamteten Gymnasial- und Gesamtschullehrkräfte, wandte sich diese Woche mit einer brisanten Pressemitteilung an die Öffentlichkeit.

»Wie gemein darf eine Abizeitung sein?« fragt man sich beim PhV. Typische Klamaukfragen die schon vor zwanzig und vierzig Jahren in Abizeitungen standen, wie »Wer ist die attraktivste Lehrkraft?«, »Wer hat eindeutig den falschen Beruf gewählt« und »Wer hat wohl bei gleichbleibendem Lebensstil die kürzeste Lebenserwartung?« gelten dort jetzt als unerträglich ehrenrührig.

Und obwohl anzunehmen ist, dass die betroffenen Philologinnen und Philologen selbst mal Schüler waren und wahrscheinlich auch in Abizeitungsredaktionen saßen, verkündet ihr Verband, dass viele von Ihnen »sehr darunter leiden«.

Jetzt könnte man darüber nachdenken, ob ein gewisses Maß an Leid nicht Teil jeden Berufs ist. Man könnte sich auch fragen, ob die lebenswichtigen Vitamine A13, A14 und A15 nicht zu jovialer Gelassenheit gegenüber jugendlicher Aufmüpfigkeit führen sollten und last but not least ob die Pressefreiheit nicht auch ein hohes Gut ist, das in der Schule vermittelt wird.

Am besten wäre aber sicherlich die Damen und Herren, die sich angegriffen fühlen, besönnen sich mal auf den Wortstamm ihres Berufs. Die philologia ist die Liebe zur Sprache. Bestenfalls würden sie also selbst eine witzige Zeitung über ihren Abi-Jahrgang auf die Beine stellen. Wäre doch spannend zu sehen, ob die ohne Polemik und schlechte Witze auch reißenden Absatz fände. Aber mit Marktwirtschaft hat man's an der Schule ja nicht so.

Dir ein unbelehrbares Wochenende
T.

Post der Woche

Fünf fürs Wochenende

Der unaufhaltsame Aufstieg von Aperol

Kaum ein Getränk ist so quer durch alle Altersgruppen mit Sommer, Sonne und guter Laune verbunden, wie der Aperol Spritz. Aber wie wurde aus dem norditalienischen Likör eigentlich dieser weltweite Erfolg mit gigantischen Wachstumszahlen, die die Kassen beim Hersteller Campari wie verrückt klingeln lassen? Diese kurze Doku erklärt den Aufstieg und die Strategie hinter der Marke, die sich im Kern an Menschen richtet, die sich, Obacht, in der zweiten Phase ihrer »Reise als Alkoholkonsument« befinden. Alleine über diese Formulierung lohnt es sich nachzudenken.
» Stößchen! 

One Minute Park

Ein paar Mal habe ich dieses Frühlings-Ding in meinem Leben ja schon mitgemacht und trotzdem bin ich jedes Jahr aufs neue fasziniert, wie es plötzlich grünt und blüht. Am besten lässt sich das natürlich in einem Wald oder im Park erleben. Wer gerade nicht vor die Tür kommt, aber trotzdem Natur-Sehnsucht hat, dem sei "One Minute Park" empfohlen. Einminütige Park-Sequenzen aus der ganzen Welt zum schnellen Abschalten zwischendurch.
» Raus jetzt!

Wo fängt eigentlich das Meer an?

Eine clevere kleine Kunstaktion, die den Blick auf etwas am Boden richtet, das wir täglich sehen und eigentlich nie beachten. Clever auch, weil sie auf ein großes Problem hinweist und Kunst, weil sie es ganz anders tut, als man für eine wichtige Aussage erwarten würde.
» Don't litter

1,1 Millionen Kilo Plastikmüll

Passend zum Anfang des Meers hier ein kurzes Video aus Guatemala. Dort hat man jetzt mit einer Wassersperre über eine Million Kilo Plastikmüll davon abgehalten, durch die Regensaison ins karibische Meer gespült zu werden. Es brauchte 274 LKW-Ladungen, um diesen Berg abzutransportieren. Eine tolle Aktion und doch eine schlimme Vorstellung, dass ein Vielfaches dieser Mengen täglich in die Weltmeere gelangt.
» Don't litter II

Tiny Desk Concerts die Xte

Die Tiny Desks Concerts des amerikanischen Pendants zu unserem Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk, dem NPR, waren hier schon öfter mal verlinkt. Tolle Musiker aller möglichen Stilrichtungen, die hervorragende Konzerte in einem kleinen Büro-Studio geben. Kürzlich war der hier auch schon öfter erwähnte und von mir sehr geschätzte Pianist Vikingur Olafsson zu Gast. Ich komme also nicht umhin Mal wieder einen Link mit einer Hörempfehlung für die beiden zu verlinken.
» Tiny Desk meets Vikingur

Damals geschrieben

#17/2023: Das Loslassen. Der Furz.
#17/2022: Das Gerümpel. Die Konträrfaszination.

Gedanke der Woche

»Das Unmögliche möglich zu machen, wird ein Ding der Unmöglichkeit.«
Andi Brehme

Bild der Woche‌‌‌‌

Frage der Woche

Was wird die Eissorte der Saison?

1 Wochenrückblick in 1 GIF‌‌‌‌‌‌

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