Tobias Sammelsurium der Woche #18/2023

der Psychologe Walter Mischel ist der Erfinder des sogenannten Marshmallow-Tests. Dabei wird Kindern eine Süßigkeit versprochen. Wenn sie diese in einer bestimmten Zeit nicht anrühren, erhalten sie eine zweite Süßigkeit. Es geht, wer hätte es gedacht, um Impulskontrolle und Belohnungsaufschub.

Den längsten Marshmallow-Test aller Zeiten schließt morgen Charles Philip Arthur George Windsor erfolgreich ab. Nach 74 Jahren wird er endlich gekrönt. Weil er so tapfer gewartet hat ist er dann nicht nur adeliger Abkömmling der Firma, wie seine Mummy das Königshaus nannte, sondern endlich auch der König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland sowie von vierzehn weiteren, als Commonwealth Realms bezeichneten, souveränen Staaten einschließlich ihrer Territorien und abhängigen Gebiete. Hossa!

Aufgrund seiner exzellenten Deutschkenntnisse wird Charles der Dritte während der Krönung in der Westminster Abtei sicherlich einen Ohrwurm der kölschen Karnevalsbarden Höhner haben und in seinem Kopf aus dem Gassenhauer Schenk mir dein Herz die Liedzeile Die ganze Welt - na na na na na na na in Dauerschleife hören.

15 Minuten auf einen Marshmallow zu verzichten um dann einen zweiten zu bekommen ist das Eine. 74 Jahre in Lauerstellung rumzudümpeln um dann für zehn vielleicht zwanzig Jahre König zu sein, ist ein geradezu übernatürlicher Belohnungsaufschub. Nie war der Ausruf Long live the King! richtiger als bei Charles, schließlich soll er jetzt auch was von seiner Welt haben.

Auf den/die/das Richtige zu warten kann eine große Herausforderung sein. Auch wenn in der Verzögerung ein ganz eigener Genuss zu liegen vermag. Ich hoffe, dass dein größter Wunsch nicht noch 74 Jahre auf sich warten lässt. Im Gegensatz zum König könntest du ihm ja einfach mal einen impulskontrollbefreiten Schubs in Richtung Wirklichkeit geben.

Dir ein royales Wochenende!‌‌‌‌
T.

Gezwitscher der Woche‌‌‌‌‌‌

Fünf fürs Wochenende

Die Unbeugsamen

Der erste Film, den ich nach Corona im Kino gesehen habe, war dieser. Es waren vielleicht sieben Menschen im Saal, sechs davon Frauen. Er erzählt die Geschichte der Frauen in der deutschen Nachkriegspolitik und wie sie sich über alle Parteigrenzen hinweg gegen eine unerbittliche Männerwelt durchsetzen mussten. Drei Gruppen sollten sich diesen Film auf jeden Fall ansehen: Männer, Frauen und Politikinteressierte.
» Zum Film (97 Minuten)

Pappmaché

Die Künstlerin Liz Sexton fertigt aus Pappmaché Tiermasken, Planeten und Meeresbewohner mit einem Detailgrad, der einfach irre ist. Menschen mit diesen Masken auf dem Kopf sehen aus, als wären sie augenblicklich zum beispielsweise Kugelfisch mutiert. Wirklich großes Kunsthandwerk !
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Ewiger Frühling

Christopher Dormoy lässt in seinem Zeitraffer-Film Eternal Spring Eis schmelzen. Was simpel klingt ist eine faszinierende Visualisierung von Veränderung. Eine visuelle Meditation über die Vergänglichkeit.
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Eyecandy

Na, kann deine Handykamera immer nur die gleichen langweiligen Perspektiven? Leider liegt das wahrscheinlich nicht am Gerät. Wer seinen inneren Wes Anderson oder Quentin Tarantino endlich professioneller channeln möchte, kann einen Blick auf Eyecandy werfen. Ein Website mit über 80 Kameraperspektiven und unzähligen Beispielen aus Kinofilmen dazu. Der nächste Familiengeburtstag wird eine cinematographische Wucht.
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Kleine Erinnerung

» Zur Erinnerung

Gedanke der Woche

"Tu nie so als ob!"
James Dean

Bild der Woche‌‌‌‌

Frage der Woche

Was alles würdest du machen, wenn du König*in von Deutschland wärst?

1 Wochenrückblick in 1 GIF‌‌‌‌‌‌‌

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