Tobias Sammelsurium der Woche #25/2025

Bei acht Milliarden Menschen, die auf diesem Planeten leben, ist es äußerst erklärlich, dass es mehr Dinge gibt, die man nicht kennt und die man nicht versteht als andersherum. Wahrscheinlich wären auch circa 80% der Weltbevölkerung sehr erstaunt, wenn sie wüssten, wie du so lebst.

Mit großem Erstaunen las ich jedenfalls einen Artikel in dem aus China berichtet wurde, dass es dort Orte gibt, wo Menschen ohne Arbeit hingehen und Büroleben simulieren, bis sie einen neuen Job haben. Sie vermeiden so, ihren Familien und Freunden erzählen zu müssen, dass sie gerade arbeitslos sind.

Schreibtisch, W-LAN, Mittagessen und Büroatmosphäre gibt es für circa fünf Euro pro Tag, das gute Gefühl einer Arbeit nachzugehen ist gratis. Damit die Bürozeit trotzdem erträglich über die Bühne geht, gibt es sogar simulierte Meetings und Aufgaben von Vorgesetzten.

Ist das ein cleveres Konzept aus einer anderen Welt oder der Nachweis, dass der kapitalistische Leistungsgedanke mittlerweile selbst in Phasen ohne Aufgabe nicht mehr außen vor bleibt?

»So was kann ich mir hier nicht vorstellen«, wollte ich gerade denken, als mir einfiel, dass ich mich letztens noch gefragt habe, wie all diese Coworking-Spaces hierzulande überleben. Vielleicht kommt des Rätsels Lösung ja aus China?

Dir einen arbeitslosen Sonntag!
T.

P/S Ich kann nichts erhellendes zum Krieg im Iran sagen. Aber ich habe diese Woche ein Reel des Iren Soya Jones gesehen, der auf dem Fahrrad dieses Land durchquert und Bilder beeindruckender Gastfreundschaft, Lebensfreude und Landschaften mitgebracht hat. Auch eine Perspektive auf diesen »Schurkenstaat«.» Hier geht's zum Video.

Post der Woche

Fünf fürs Wochenende

Quanto Basta (genug)

Zu den Dingen, die ich früh in meinem Leben lernen durfte gehören das Bettenbeziehen und das Kochen. Während ich Ersterem bis heute eher lustlos gegenüber stehe, hat Zweiteres mich nie mehr losgelassen. Ich lebte noch zu Hause als ich mit einer Freundin meiner Eltern gemeinsam ein Essen kochen sollte und schier wahnsinnig wurde, weil sie alles, wirklich alles, auf das Gramm abwog. Nicht geschmeckt hat das Ergebnis dann auch noch. Seitdem ist klar: Ich möchte ständig neue  Kochtechniken und Rezeptideen kennenlernen, aber niemals ihr Sklave werden. Mercedes Lauenstein vom wunderbaren Küchenmagazin Splendido hat einen tollen Text über das rezeptlose Kochen geschrieben. Bester Satz: »Der Mut zum Kochen ohne Rezept bedeutet die Verminderung von Krisenangst im Kleinen«.
» Ab in die Küche

Rückwärts Autorennen

Deutschland und die Nachbarländer, das ist eine besondere Beziehung. Historisch gesehen war das selbsternannte Land der Dichter und Denker nicht immer das, was man einen guten Nachbarn nennen würde. Darüber hinaus führen die Größe und Wirtschaftskraft automatisch zu einer fast unauflösbaren Asymmetrie. Gerade deswegen lieben die Deutschen aber wiederum ihre oft als lässiger wahrgenommenen Nachbarn, besonders die Holländer. Wer sich den Irsinn dieses Videos aus den 1970er (?) Jahren anguckt, weiß warum wir unsere Oranje-Nachbarn so lieben. Rückwärts Autorennen fahren geht nur da.
» Naar links, Naar rechts

Danse Gooshers

Dieses Video einer fiktionalen deutschen Kindersendung war virale Werbung für die Süßigkeiten der Marke Fruit Gushers aus den USA. Tatsächlich ist sie wie ein Autounfall auf LSD. Zeitverzögert, bunt, irre und völlig durchgeknallt. Zum ersten Mal habe ich das Video vor circa 15 Jahren gesehen. Jetzt musste ich wieder dran denken und es hat nichts an Wahnsinn und Anarchie verloren. Beim Anschauen gibt es zwei Möglichkeiten: Einfach Mitlachen oder endgültiger Verlust des Glaubens an die Menschheit.
» Kleines Hündchen, was denkst du?

DLF Podcastfinder

Wofür zahle ich eigentlich noch Rundfunkbeitrag, wenn ich doch eh kein lineares Fernsehen mehr schaue und kein Radio mehr höre? Wegen Demokratie und Meinungspluralismus und Mediatheken und so, heißt es dann. Vielleicht auch, weil alleine der Deutschlandfunk, den als Radioprogramm wohl die wenigsten hör(t)en, ein wirklich vielfältiges und breit gefächertes Podcast-Angebot hat. Mit dem passenden Podcast-Finder dazu gibt's jetzt innerhalb von drei Klicks passende Vorschläge. Lohnt sich.
» Finden ist besser als suchen

The Mother as Creator

Die Künstlerin Annie Wang hat sich und ihren Sohn jedes Jahr gemeinsam fotografiert und im Hintergrund sind die Bilder der Vorjahre zu sehen. Eine beeindruckende und berührende Zusammenfassung der gemeinsamen Zeit. Sie schreibt: »Wie eine Künstlerin ist die Mutter weise in ihrer Schöpfung. Die Mutter schafft nicht nur ein Leben, sondern auch eine kontinuierliche Matrix von Erfahrungen zwischen Mutter und Kind.«
» Mother and Son

Damals geschrieben

#25/2024: Der Loriot. Die kulinarische Intelligenz.
#25/2023: Das Gute. Die Ehrlichkeit.

Gedanke der Woche

»Dabei musste ich doch einsehen, dass das Glück kein planbares Ziel ist, sondern ein Gast, der vorbeikommt, wenn man es am wenigsten erwartet.«
Nina Kunz

Bild der Woche‌‌‌‌

Frage der Woche

Welche Hoffnung gibst du nicht auf?

Die geheime Durchhaltsache

Der Versuch 2025, statt eines großen Vorsatzes, eine kleine Sache jeden Tag zu machen. 
Diese Woche: 2/7 | Insgesamt: 77/172 | Stimmung 🦥

1 Wochenrückblick in 1 GIF‌‌‌‌‌‌

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